Von Jonathan: Das neue Schuljahr beginnt am Freitag und damit auch neue Herausforderungen. Ich werde zum ersten Mal eine Klassenleitung übernehmen (1. Klasse der zweiten Schulstufe, entspricht in Deutschland der 7. Klasse). Gleichzeitig habe ich im Deutschunterricht Kinder aus acht verschiedenen Klassenstufen, was sich besonders in der Vorbereitungszeit bemerkbar macht.
Wegen der Klassenleitung bin ich besonders aufgeregt, weil ich noch nicht ganz überblicken kann, was mich erwartet. Zurzeit werden an der Schule viele Dinge umgestellt und es gibt dutzende Dokumente, die erstellt oder ausgefüllt werden müssen – Peru ist diesbezüglich also schon genauso „entwickelt“ wie Deutschland. Eine Klassenleitung an unserer Schule ist natürlich auch mehr, als Zeugnisse zu schreiben und eine Klassenfahrt zu organisieren. Der Betreuungsaspekt ist viel ausgeprägter. So muss ich zum Beispiel jede Familie mindestens einmal im Schuljahr besuchen. Einige Kinder kommen aus schwierigen Verhältnissen und müssen besonders betreut werden. Die vorherige Klassenlehrerin dieser Lerngruppe sagte mir, dass ich wie ein Vater einer Familie sein müsste. Eigentlich ist es ja auch etwas, was ich mir an meiner Arbeit in Curahuasi gewünscht habe: für heranwachsende Peruaner in vielfacher Hinsicht da zu sein. Ich fühle mich aber noch lange nicht bereit, dies mittels fremder Sprache in einer fremden Kultur zu sein. GOTT muss mir dazu alles geben – bitte bittet IHN darum!
Und als wenn mich das nicht schon genug herausfordern würde, hat sich jetzt ein Junge mit besonders schwierigem familiärem Hintergrund an unserer Schule beworben, um in meiner Klasse aufgenommen zu werden. Er ist Vollwaise und wohnt bei seinen Großeltern, die nur Quechua sprechen können. Seine Geschwister leben bei Verwandten in Lima. Er ist von seiner Entwicklung her weit zurück und auch seine Einstellungstests haben gezeigt, dass er akademisch großen Nachholbedarf hat. Er soll mit 14 Jahren in eine Klassengemeinschaft kommen, die im Durschnitt zwölf Jahre alt ist, obwohl er schätzungsweise mind. zwei Lernjahre hinter ihnen zurück ist…etc. Seine Großeltern werden ihm kaum die nötige Unterstützung ermöglich können. Unsere Sozialarbeiterin und unsere Psychologin wollen nun vor allem von mir wissen, ob ich mich dieser zusätzlichen Herausforderung stellen möchte. Ich müsste auf jeden Fall auch eine Vaterrolle für ihn übernehmen und ihn besonders intensiv betreuen – mehr noch, als es einzelne eh schon nötig haben. Morgen um 14:30 Uhr (20:30 dt. OZ) besuchen wir ihn und seine Familie zuhause und danach müssen wir schnellstmöglich entscheiden, ob er am Freitag beim Schulstart dabei sein darf oder nicht.
Bitte betet um Weisheit für uns!
Weiteres Anliegen: Wir haben noch einige freie Schulplätze. Betet, dass sie besetzt werden.
Kommentar schreiben
Elisabeth (Dienstag, 26 Februar 2019 22:17)
Lieber Jonathan
Ja ich werde für Dich/Euch und für die weitere Schulentwicklung beten. Es ist sicher eine große Herausforderung für alle. Mit Gottes Hilfe, da bin ich mir sicher schaffst Du es. Fühle Dich umarmt.