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Hausbesuch und Schuljahresanfang

Von Jonathan: Am Donnerstag fand der Hausbesuch bei dem Jungen statt. Um anzukommen, mussten wir uns durchfragen und stießen dabei auch auf den Onkel des Jungen (er ist von sieben Tanten/Onkels) der einzige, der in Curahuasi wohnt und Verantwortung für den Jungen übernehmen könnte. Der Onkel war gerade bei der Feldarbeit als Tagelöhner tätig und trank Chicha (alkoholisches Maisbier). Es dauerte, bis wir ihn überzeugen konnten, mitzukommen. Er sollte für uns übersetzen, da die Großeltern fast kein Wort Spanish sprachen. Das Haus der Großeltern des Jungen ist nicht so weit weg von Curahuasi, aber doch ist die Welt dort ganz anders. Der Junge hatte ein eigenes Zimmer - ohne Fenster, ohne Licht, nicht abgedichtet und sein Besitz war ein kleines Regal, Essen in Tüten aufgehangen und ein Bett aus Holzbrettern mit mehreren schweren Decken, aber ohne Matratze. Das Gespräch mit ihm und seiner Familie war sehr nett. Er war sehr schüchtern, machte aber deutlich, dass er unbedingt kommen wolle. Wir erklärten alles sehr genau und Tante und Onkel übersetzten für die Großeltern ins Quechua. Wir hatten noch eine Voraussetzung: am nächsten Tag sollten alle nochmal in die Schule kommen und eine Erklärung unterschreiben, in der sie versichern, dass sie dem Jungen helfen (Schulsachen organisieren, an Elternabenden teilnehmen, etc.). Sie kamen leider nicht. Ich war sehr aufgeregt und habe x-mal aus dem Fenster geschaut, ob sie endlich auftauchen würden. Sie kamen aber leider nicht. Ich denke, dass dem Jungen dadurch eine sehr große Chance in seinem Leben genommen wurde/entgangen ist, möchte das jetzt aber einfach aus GOTTES Hand nehmen. Ein weiterer schwieriger Junge, der in meine Klasse kommen sollte, ist ebenfalls nicht aufgetaucht. Für mich ist das mit Sicherheit eine Entlastung, trotzdem hätte ich diese "Aufgabe" aber gerne auch angenommen.

Mich hatte der Hausbesuch so beeindruckt, dass ich am Abend kaum etwas essen konnte. Ich habe mich immer wieder gefragt, was der Junge an diesem Abend essen würde. Nicht, dass er gar nichts zu Essen hätte, aber als ich die Vielfalt auf unserem Abendbrottisch sah, wurde mir wieder bewusst, wie dankbar ich dafür sein kann.

Schulanfang

Am Freitagmorgen ging es los. Das Schuljahr startete mit etwa 350 Schülern. Zunächst gab es die obligatorische Formation mit Nationalhymne und dem Fahnenappell, danach fand ein Schulgottesdienst statt und im Anschluss hatte jeder Klassenlehrer Zeit, seine Klasse kennen zu lernen. Mein erster Eindruck war recht positiv, auch wenn es nicht mit einem deutschen Gymnasium vergleichbar ist. Manche haben zwei Minuten gebraucht, um ein Namensschild anzufertigen, andere hatten nach fünf Minuten noch nicht angefangen - und das in der 7. Klasse! Ich freue mich auf jeden Fall auf die Zeit und hoffe und bete, dass ich für die Schüler zum Segen sein darf.

Luana hat sich wieder sehr gefreut, in den Kindergarten gehen zu dürfen. Jaron wollte auch am liebsten dort bleiben, damit muss er aber noch ein Jahr warten.


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Kommentare: 2
  • #1

    Elisabeth (Samstag, 02 März 2019 23:21)

    Euch eine gesegnete Zeit. Ich freue mich jetzt schon auf Euch. Seid umarmt.

  • #2

    Lara (Mittwoch, 06 März 2019 20:26)

    hui, das klingt nach viel Aufregung und Freude.
    Habt ein ganz tolles, gesegnetes Schul- und Kindergartenjahr :-)
    Sind bei euch im Gebet!