"Es werden hier mehr Menschen durch Hunger als durch Corona sterben", hört man die Leute des Öfteren in Curahuasi sagen. Im Moment ist das sehr realistisch, weil bisher noch niemand in unserem Bundesstaat nachweislich an Covid-19 verstorben ist. Die zunehmende Armut kann man aber deutlich beobachten. Gut, dass wir uns mittlerweile in der zweiten Phase einer langsamen landesweiten Wiederaufnahme ökonomischer Tätigkeiten befinden.
Übrigens: letzten Freitag wurde die Quarantäne in Peru um weitere 46 Tage bis zum 30.06. verlängert. Das bedeutet, dass wir dann insgesamt 106 Tage (!) in häuslicher Quarantäne gewesen sein werden.
Die zunehmende Armut kann einem sehr zu Herzen gehen. Unsere Freunde Uta und Matthias Kügler wollten nicht tatenlos bleiben und lassen sich von Einheimischen daher seit ein paar Wochen Menschen zeigen, die in besonders großer Armut leben. Die besuchen sie dann und bringen ihnen Lebensmittel. Danach dürfen sie dann wöchentlich nach Curahuasi kommen, um sich dort in einem Laden vorbereitete Lebensmittelpakete abzuholen. Ich (Jonathan) durfte sie jetzt zwei Mal als Fahrer begleiten.
Wir waren beide Male bei einer Frau, die etwa zehn Kilometer von Curahuasi entfernt abseits eines Bergdorfes auf 3.200 m lebt. Ihre acht erwachsenen Kinder stammen von verschiedenen Männern, von denen keiner Verantwortung übernimmt. Leider kann sie keines ihrer Kinder unterstützen. Zwei Kinder leben noch bei ihr, bzw. in der Nähe. Einer ist als schlimmer Säufer bekannt. Nach eigener Aussage ist er aber seit ein paar Wochen trocken. Eine Tochter lebt mit der Enkelin bei ihr. Alle sind Analphabeten und können nur Quechua sprechen. Wir konnten uns mit ihnen also nicht selbst verständigen. Die Frau hat keine eigene Unterkunft, sondern lebt als eine Art Hauswächterin mietfrei in den Lehmhäusern einer bekannten Familie (siehe Bilder mit Untertiteln).
Da sie nicht bis Curahuasi runterkommen kann, um sich die Sachen abzuholen, werden wir sie jetzt jeden Freitag besuchen.
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Elisabeth (Mittwoch, 27 Mai 2020 13:51)
Gottes Kraft und Segen.